Hamas ruft weltweit zu Anschlägen auf Israelis auf (Die Welt)

Alexander Ritzmann

Die Welt online, 07. Januar 2009

Über ihren TV Sender al-Aqsa hat die Hamas weltweit zu Anschlägen gegen israelische Zivilisten aufgerufen. Bisher hat die Terrororganisation keine Anschläge außerhalb des Nahen Ostens verübt. Eine Strategieänderung hätte weitreichende Konsequenzen – auch für Deutschland. Denn hier leben etwa dreihundert Hamas-Anhänger.

Als am Montagabend die Hamas über ihren TV Sender al-Aqsa zu weltweiten Anschlägen gegen israelische Zivilisten aufrief, löste dies hektische Betriebsamkeit bei deutschen Sicherheitsbehörden aus. Denn in Deutschland leben laut Bundesamt für Verfassungsschutz etwa dreihundert Hamasanhänger; die Zahl der Sympathisanten beläuft sich auf ein Vielfaches.

Weil die Hamas als terroristische Organisation in Europa verboten ist, sind auch ihre Aktivitäten in Deutschland illegal. Die Hamas Anhänger in Deutschland haben sich deshalb bisher weitgehend auf das Sammeln von Geldern zum Kampf für die „Befreiung Palästinas“ beschränkt, was nach der Charta der Hamas die Vernichtung Israels bedeutet. Und sie haben, wie in den letzten Tagen, an anti-amerikanischen und anti-israelischen Demonstrationen teilgenommen, auf denen auch die Bundesregierung heftig kritisiert wird.

Es ist jedoch fraglich, ob die Hamas wirklich zwischen Israelis und Juden unterscheidet. Auf al-Aqsa TV verkündete beispielsweise der Geistliche Wael al-Zarad den Zuschauern, die Blutrache der Muslime gegen die Juden werde erst mit deren Vernichtung enden, weil die Juden versucht hätten, den Propheten Mohammed zu töten.

Yunis al-Astal, Geistlicher und Parlamentarier der Hamas, erklärt, dass Rom, der amerikanische Kontinent und Ost-Europa bald erobert werden würden. Rom, die Hauptstadt der Katholiken und Kreuzfahrer, habe dem Islam den Krieg erklärt und die Brüder von Affen und Schweinen – damit sind die Juden gemeint – in Palästina platziert.

In der Reportage “Holocaust in Palästina” berichtet al-Aksa TV, der Holocaust sei eine Verschwörung der Juden gewesen, die sich so ihrer Alten und Kranken entledigt hätten. Deren Ermordung habe man den Nazis angehängt, um so einen Staat in Palästina errichten zu können. Und gerade vor vier Wochen rief der Anführer der jordanischen Muslimbrüderschaft (MB) – die MB ist die Mutterorganisation der Hamas – auf al Aqsa TV die Palästinenser zum Mord an Juden auf: „Wir haben bereits 1929 gesehen, wie ihr die Juden in Hebron abgeschlachtet habt. Schlachtet sie heute in Hebron. Tötet sie in Palästina.“

Al-Aqsa TV ist übrigens auch in Deutschland frei empfangbar und wird unter anderem über den französischen Satellitenbetreiber Eutelsat gesendet.

Im Gegensatz etwa zur libanesischen Hisbollah hat die Hamas bisher keine Anschläge außerhalb des Nahen Ostens verübt. Sollte es sich hier wie vorgestern angekündigt wirklich um eine Änderung der Strategie der Hamas handeln, so würde dies weit reichende Konsequenzen haben – auch für die Sicherheitslage in Deutschland.

Alexander Ritzmann ist Politischer Analyst und Senior Fellow bei der European Foundation for Democracy in Brüssel. Seine An- und Einsichten zum Islamismus erscheinen wöchentlich in der Kolumne „Dschihad auf Deutsch“.

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